Der Zukunfts-Blog der Machine Vision People

Stadtmobilität im Wandel: Seit Jahrzehnten dominieren Autos das Straßenbild. Ein Zustand, den viele Verantwortliche verändern möchten. Denn eine moderne Verkehrsplanung bezieht nachhaltige Mobilitätskonzepte mit ein. Das Tempolimit von 30 km/h innerorts gilt als vielversprechende Maßnahme mit zahlreichen Benefits. In Kombination mit einer effizienten Geschwindigkeitsüberwachung sorgt Tempo 30 für mehr Verkehrssicherheit.

Was macht eine Stadt lebenswert? Entscheidende Faktoren sind die Wohnsituation, medizinische Versorgung, Möglichkeiten für die Naherholung, Maßnahmen für den Umweltschutz und Regelungen für den Verkehr.

Wenn wir den Bereich Verkehr genauer betrachten, sehen wir, dass immer mehr Städte und Gemeinden in Österreich innovative Mobilitätskonzepte leben. Sie entscheiden sich für eine moderne Verkehrspolitik im Sinne der Verkehrswende und erfüllen ein Hauptbedürfnis aller: sich schnell und sicher fortzubewegen.

Essenzielle Faktoren moderner Stadtmobilität

Aber wie schafft man ein Umfeld, in dem sich jeder Verkehrsteilnehmer schnell und sicher fortbewegt? Grundsätzlich sind moderne Mobilitätskonzepte so zu gestalten, dass der motorisierte Individualverkehr so weit wie möglich vermieden und die aktive Mobilität gefördert wird.

Dadurch steigt die Mikromobilität und damit die Anzahl an vulnerablen Verkehrsteilnehmern (Vulnerable Road Users, VRUs). Dies sind Verkehrsteilnehmer, die aufgrund ihrer hohen Verletzlichkeit besonders schützenswert sind , z.B. Fußgänger oder Radfahrer.

Den Schutz von VRUs gilt es bei der Planung neuer Mobilitätsformen von Beginn an mit zu berücksichtigen. Beiträge dazu leisten z.B. eine hohe Anzahl an Radwegen und verkehrsberuhigte Zonen.

Moderne Sensortechnik kann an Unfallschwerpunkten wie Ampelkreuzungen für mehr Sicherheit sorgen. In Forschungsprojekten wird dies aktuell untersucht, z.B. an einer Kreuzung in Potsdam. Hierbei kommen modernste Sensoren zum Einsatz, die den gesamten Verkehr (motorisiert und nicht-motorisiert) erfassen. Ziel ist es, z.B. Fußgängerampeln so zu steuern, dass eine sichere Überquerung der Straße gewährleistet wird.

Die einfachste und naheliegendste Lösung ist aber eine Herabsetzung der erlaubten Geschwindigkeit auf 30 km/h im urbanen Raum und somit das Einrichten von Tempo 30-Zonen.

Tempolimit 30 km/h als Maßnahme, um Leben zu schützen

Die Weltgesundheitsbehörde empfahl bereits im Mai 2021, ein globales Tempolimit von 30 km/h innerorts als Maßnahme für mehr Lebensqualität und zur Rettung von Menschenleben einzuführen.

Tempo 30 auf Straßen rettet Leben und schützt alle, die sie benutzen, insbesondere die Schwächsten wie Fußgänger, Radfahrer, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. – Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Insgesamt kommt die WHO zum Schluss, dass bereits eine Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit um ein km/h zu einem um drei Prozent höheren Unfallrisiko führt und dadurch ca. fünf Prozent mehr Menschen sterben. Dabei dauert es theoretisch nur 48 Sekunden länger, einen Kilometer mit Tempo 30 statt mit 50 km/h zu fahren. Die Praxis zeigt, dass die tatsächlich gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit im Ortsgebiet sowieso zwischen 20 und 30 km/h liegt.

Das alleinige Festlegen von Tempolimits bringt jedoch noch nicht die erwünschten Effekte. Erst gemeinsam mit einer flexiblen und effizienten Verkehrsüberwachung stellt sich der Schutz für alle Verkehrsbeteiligten ein.

Österreichs Straßen kosten Menschenleben

Wie wichtig die Erhöhung der Verkehrssicherheit ist, verraten Unfallzahlen der Statistik Austria: 2023 starben 370 Menschen im österreichischen Straßenverkehr. Rund 43.000 wurden verletzt. Wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) ausführt, ereignen sich zwei Drittel aller Verkehrsunfälle im Ortsgebiet. Sie sind verantwortlich für 60 % aller Verletzten und 26 % aller Todesfälle im Straßenverkehr.

Das KFV weiter: Auf Gemeindestraßen passieren jährlich durchschnittlich 15.250 Unfälle, bei denen mehr als 17.600 Menschen verletzt werden und ca. 80 Menschen sterben. Radfahrer, Fußgänger, Kinder und ältere Menschen sind besonders betroffen, denn Verkehrsunfälle treffen ungeschützte Verkehrsteilnehmer am härtesten. Mehr Infos bietet der KFV-Verkehrssicherheitsreport 2023.

Verkehrsüberwachung bringt Sicherheit für alle

Geschwindigkeitsbegrenzungen ohne Überwachungsmaßnahmen führen zu einem falschen Sicherheitsgefühl. Denn Tempolimits werden häufig missachtet. Laut der KFV-Erhebung wird eine 30 km/h-Beschränkung von etwa 70 % der Lenker überschritten, die 50er Tempolimits im Ortsgebiet von rund der Hälfte. Die Notwendigkeit der Geschwindigkeitsüberwachung im Ortsgebiet zeigt sich hier deutlich.  

Im Falle einer Gefahrenbremsung bei 50 km/h liegt der Anhalteweg (= Reaktionszeit und Bremsweg) bei 24 Metern. Bei Tempo 30 sind es nur 11 Meter. Das Risiko für tödliche Verletzungen bei einem Unfall sinkt bei Tempo 30 um ca. 50 Prozent, verglichen mit 50 km/h. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass ein scheinbar geringer Unterschied der Geschwindigkeit eine erhebliche Verschlechterung der Sicherheit bedeutet.

Bremsweg bei Tempo 30
Bremsweg bei Tempo 30 und Tempo 50.

Erfahrungswerte aus österreichischen Städten mit überwachten Tempolimits

Die Praxis zeigt, dass an Unfall-Hotspots, ampelgeregelten Kreuzungen oder in verkehrsberuhigten Zonen die Zahl an Verkehrsunfällen sinkt, sobald eine Geschwindigkeitsüberwachung eingeführt wird. Einige Beispiele:

Graz

1992 führte das steirische Graz flächendeckend Tempo 30 ein. Im Sommer 2023 wurde das Tempolimit nochmals auf 15 Straßenzüge ausgedehnt. Trotz einer deutlichen Zunahme des Verkehrs sanken schwere Unfälle mit Personenschaden um ein Fünftel. Seit 2019 überwacht die Grazer Stadtregierung rund um die Uhr an sechs stationären Standorten sowie mit zusätzlichen mobilen Messgeräten die Einhaltung der Tempolimits.

Schwaz

Ein weiteres Beispiel liefert die Tiroler Stadt Schwaz. In Eigeninitiative errichtete sie im Dezember 2021 fix installierte und mobile Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung mit Laser-Technologie. Damit die Bezirkshauptmannschaft einen Standort zur Geschwindigkeitsüberwachung bewilligt, muss dieser als Gefahrenstelle identifiziert werden, was in der Dr.-Karl-Psenner-Straße der Fall war. In kürzester Zeit sank die Zahl der Schnellfahrer auf 0,5 Prozent, was die Verkehrssicherheit enorm erhöhte.

Berndorf

Wie effizient Geschwindigkeitsüberwachung die Verkehrssicherheit erhöht, zeigt auch die niederösterreichische Stadt Berndorf. Besonders Kinder und Jugendliche waren gefährdet, da in einer Tempo 30er-Zone oft 70 oder 80 km/h gefahren wurden. Nach einem Verkehrsgutachten legte die Regierung fünf Standorte für stationäre, laserbasierte Überwachungsanlagen fest. Die Messgeräte sind auch mobil einsetzbar. Rasch entschärfte sich die Gefährdungslage.

Tatkräftige Unterstützung durch VITRONIC Austria

Möchte eine Stadt oder Gemeinde auf einer Landesstraße im Ortsgebiet Tempo 30 statt 50 einführen, dann braucht es dafür ein Gutachten inklusive der Erhebung von Verkehrsdaten. Immer wieder scheitern daher Städte und Gemeinden mit ihrem Anliegen bei den zuständigen Behörden.

Die Straßenverkehrsordnung (StVO) aus den 1960er-Jahren ist auf den motorisierten Verkehr und den Verkehrsfluss ausgerichtet. Obwohl sich das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung verändert, bleibt die Infrastruktur oft unverändert. Zwar gibt es Tempo-30- und Begegnungszonen, aber große Änderungen werden selten umgesetzt. Ein Umdenken hin zu mehr Verkehrssicherheit für alle ist notwendig.
Ralf Larcher Geschäftsführer von VITRONIC Austria

Der Leitfaden zur Geschwindigkeitsüberwachung für Gemeinden zeigt den Weg zu einem Kooperationsvertrag mit den Landesverkehrsabteilungen (LVAs) auf, welcher eine Voraussetzung für die Einführung der automatisierten Verkehrsüberwachung ist.

FAZIT

Kurz gesagt

  • Tempo 30-Zonen in Wohngebieten vermeiden Unfälle und schützen Leben
  • Sie fördern die aktive Mobilität und schaffen Raum für Grünflächen
  • Sie reduzieren Lärm und steigern die Lebensqualität
  • Sie sorgen für mehr Verkehrssicherheit wie die Stadtbeispiele aus Österreich zeigen

Zusammenfassung

Eine überwachte Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h in Städten und Gemeinden verringert nachweislich die Anzahl an Unfällen mit Todesfolge oder Schwerverletzten. Sie trägt zur Verkehrssicherheit bei, schafft ein lebenswertes Umfeld und fördert eine nachhaltige und moderne Stadtmobilität.

Tempo 30 innerorts verringert die Lärmbelastung und kann die Verbesserung der Luftqualität unterstützen. Die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h hat sich national und international vielfach bewährt und zählt zu einem der Eckpfeiler moderner Verkehrspolitik bzw. Stadtmobilität.

Ralf Larcher

Ralf Larcher

Geschäftsführer VITRONIC Austria
E-Mail
ralf.larcher@vitronic.com
Telefon
+43 660 1550225

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Alles auf einen Blick

Broschüre Der Leitfaden zur Geschwindigkeitsüberwachung für Gemeinden

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